Chronik der Ereignisse 2025

Die Situation im Januar: An der Sitzung mit der Zivilverwaltung vom 18. Dezember wurde die Registrierung des Weinbergs wiederum nicht bewilligt. Stattdessen wurde eine erneute Vermessung des Landstücks eingefordert. Zudem sollten zum wiederholten Male die Nachbarn die Grenzen bestätigen und Daoud musste einen Report über die Geschichte des Weinbergs abliefern. Der Schikanen sind kein Ende…

Zum ersten Mal arbeiten ausländische Freiwillige auch im Winter auf dem Weinberg. Ihre Anwesenheit ist wichtig für den Schutz des Geländes. Zur Zeit wird die Infrastruktur zu ihrer Unterbringung verbessert.

21. Juni 2025: An diesem Tag wäre eigentlich die Jahresversammlung des Freundeskreises in physischer Anwesenheit von Daoud und Bishara Nassar, dem Sohn von Daoud und Jihan, in Hinterkappelen geplant gewesen. Wir alle, Vorstandsmitglieder, Freund*innen und Unterstützer*innen hatten den Wunsch, ihnen nach Pandemie und zweimaligen kriegsbedingten Absagen endlich wieder einmal persönlich zu begegnen. Doch es sollte auch dieses Jahr nicht sein. Zwei Tage vor der Abreise startete Israel erneut einen Krieg, diesmal gegen den Iran. Die Raketen flogen hin und her; alle die 70 Checkpoints rund um Bethlehem und die Grenze nach Jordanien wurden vorerst geschlossen, ebenso der Luftraum über der ganzen Region. Zum dritten Mal in Folge konnten wir die Besuchwoche vergessen und mussten alle geplanten Treffen mit Freund*innen, Vertreter*innen aus Kirche und Politik absagen. Die geplanten Veranstaltungen fanden hingegen alle statt und stiessen auf viel Interesse: am 16. Juni im “Croix Blanche” in Undervelier JU zusammen mit der Longomai Kooperative von Le Montois, am 17. Juni mit der röm.- kath. Kirchgemeinde St. Theresien in Zürich, am 19. Juni mit dem Service Civil International in der Reithalle Bern, am 20. Juni nach der Jahresversammlung in Hinterkappelen und am 21. Juni im Gottesdienst der evangelisch-methodistischen Kirchgemeinde in Zürich. Daoud fand jeweils eindrückliche Worte, um die Situation auf dem Weinberg zu beschreiben, die Ziele des Widerstands gegen die Enteignung darzulegen und uns alle zum Engagement aufzurufen. Ein besonderes Anliegen war ihm, wie immer: kommt uns besuchen, kommt zur Mitarbeit, wir brauchen euch! Wir Zuhörer*innen unsererseits waren tief beeindruckt von der unerschütterlichen Weigerung, Feinde und Opfer zu sein und von der hartnäckigen Hoffnung auf Friede und Gerechtigkeit.

Daoud Nassar hält seinen sehr eindrücklichen Vortrag im “Croix Blanche” in Undervelier, von Daphne und Erik kongenial auf Französisch übersetzt…

Im August

… gehen die Ausbauarbeiten gleich hinter dem Zaun an dem Aussenposten weiter. Elektroleitungen, Beleuchtung, Wasserleitungen sind installiert, die Wohncontainer aufgestellt. Die neue illegale Siedlung erhält eine asphaltierte Verbindungsstrasse direkt zur Fernstrasse 60 und beansprucht dafür auch einen Zipfel von ToN-Land. Kameras überwachen das Gelände; ihr Aufnahmeradius reicht weiter als der Zaun. Wer jetzt aufs Kompostklo geht wird gefilmt!

Zelt der Völker muss sich auf die neuen Nachbarn einstellen. Die zur Zeit anwesenden Volontäre bauen einen neuen Spielplatz fürs Sommercamp 2026. Der alte liegt zu nahe am Zaun. Alle Anwesenden auf dem Weinberg müssen auf die Begegnung mit Siedlern vorbereitet werden. Es darf zu keinen Provokationen kommen.

Zur Zeit arbeiten 11 Volontäre auf dem Weinberg. Sie kommen aus Italien, den USA, Deutschland und den Niederlanden. Ihre Anwesenheit ist sehr wichtig. Sie zeigt, dass das Land belebt, gebraucht und bebaut wird, und dass Zelt der Völker zu einem weltweiten Netzwerk des Friedens gehört. Leider ist die Präsenz von schweizerischen Freiwilligen nach wie vor selten. Es sei hier wieder mal angemerkt, dass der Freundeskreis Einsätze von Freiwilligen aus der Schweiz finanziell subventioniert.

Zur Zeit werden die Trauben, Feigen und Mandeln geerntet. Neben dem Bau des neuen Spielplatzes werden auch die Unterkünfte der Freiwilligen so hergerichtet, dass sie auch im Winter Schutz vor der Kälte bieten. Geplant ist die Erweiterung der Solaranlage, damit sie genug Strom auch für Maschinen liefert. Nassars möchten ihre Reparaturwerkstatt verbessern und weiter ausrüsten, ebenso eine Filteranlage für Regenwasser anschaffen. Der Weinberg soll möglichst autark werden, um bei Blockaden durch Militär und Siedler weiter bestehen zu können.

„Ihr habt hier keine Zukunft“ steht auf einem Banner über der einzigen Verbindungsstrasse zwischen Ramallah und Bethlehem. Mit dieser Botschaft wollen Siedler die durchfahrenden PalästinenserInnen entmutigen, deprimieren, zur Emigration bringen. Zelt der Völker ist ein Teil des gewaltfreien Widerstands gegen diese grausame, menschenverachtende Politik.